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Elke Kahr im Exklusiv-Interview


Elke Kahr (C) Christian Jungwirth
Frau Bürgermeisterin Kahr zu einigen Fragen des Hoch-schulstandortes Graz, und im Speziellen zur FH JOANNEUM.








Wird es eine Initiative der Stadt Graz geben, um Hochschulstadtpartnerschaften mit entsprechenden Kommunen in unmittelbaren Nachbarstaaten sowie dem weiteren Balkan zu forcieren?

Die Stadt wird Hochschulpartnerschaften im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, die Initiative kann jedoch von nur von der Hochschule bzw. den einzelnen Studiengängen selbst ausgehen. Kooperationen mit Hochschulen und Universitäten aus den Nachbarländern sowie anderen Ländern des Balkans, zu denen Graz schon seit langer Zeit gute Beziehungen pflegt, sind sehr zu begrüßen, um Graz als Forschungs- und Hochschulstandort weiter zu stärken. Wichtig ist auch, dass die Hochschulen autonom agieren können.


Auch an den Hochschulen haben spezifische neoliberale Techniken der Verbetriebswirtschaftlichung, Verbürokratisierung, Kapitalisierung, Selbstausbeutung etc. Einzug gehalten, worunter vor allem der akademische Nachwuchs und der sogenannte Mittelbau leiden. Sehen Sie zusätzlich zu den Möglichkeiten des Ansprechens, Sensibilisierens sowie Appellierens weitere „Hebel“ der Stadt Graz, um den Hochschulstandort Graz gegen gegebene und zukünftige wissenschaftsfreiheits- und wertschätzungsfeindliche Zustände und Zumutungen zu schützen?

Forschungseinrichtungen dürfen nicht von privaten, finanziellen Interessen abhängig werden. Deshalb ist eine ausreichende Finanzierung mit öffentlichen Mitteln Voraussetzung dafür, dass Forschung und Lehre unter Voraussetzungen erfolgen kann, die über kurzfristige Profitinteressen hinaus die Interessen der gesamten Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt. Dazu zählen auch Grundlagenforschung sowie die oft abfällig „Orchideenfächer“ genannten Disziplinen. Die Stadt Graz möchte jedenfalls eine Stimme für diesen bildungspolitischen Standpunkt sein.


Studieren wird immer teurer. Wird die Stadt Graz Unterstützungen für Studierende, die Hilfe benötigen, anbieten bzw. ausweiten?

Die Stadt Graz bietet eine Reihe von Leistungen, die Menschen mit geringem Einkommen helfen sollen, die täglichen Lebenskosten zu bewältigen. Dazu zählen auch viele Studierende, die etwa in Zeiten der Corona-Pandemie ihren Job verloren haben, mit dem sie sich ihr Studium finanziert haben. Leider haben Studierende seit der Umstellung der Wohnbeihilfe auf Wohnunterstützung durch das Land Steiermark kaum noch eine Chance, eine Beihilfe zu den Wohnkosten zu beziehen. Und dass der Bezug von Arbeitslosengeld während eines Studiums nur unter besonderen Voraussetzungen möglich ist, ist für viele arbeitende Studierende ein zusätzliches Problem – das allerdings nur auf Bundesebene gelöst werden kann.

Studierende werden auf jeden Fall von den neuen ÖV-Tarifen für die Jahreskarte (sowohl Jahreskarte Graz als auch steiermarkweit) profitieren, welche die Stadt Graz durch höhere Zuzahlungen deutlich senken wird.


Werden Sie auf die Hochschulen der Stadt Graz zugehen, um vor allem deren Dachflächen für eine Photovoltaikinitiative nutzen zu können? Insbesondere auch auf die FH JOANNEUM, hinsichtlich deren von der Stadt Graz zur Verfügung gestellten Grundstücke und Gebäude, um billigeren Strom für die Kommune produzieren zu können?

Wir planen eine Photovoltaikoffensive auf Gebäuden der Stadt, wo dies möglich und sinnvoll ist. Für Gebäude, die nicht im Eigentum der Stadt Graz sind, werden für Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen neue Fördermodelle entworfen.


Werden Sie als Stadt Graz die FH JOANNEUM bei einem sinnvollen und zweckmäßigen Ausbau der Bildungsangebote weiter unterstützen?

Selbstverständlich, denn die Weiterentwicklung der Bildungsangebote der FH Joanneum ist auch im größten Interesse der Stadt Graz.


Die Stadt Graz ist für die FH JOANNEUM wohl DER Partner, wenn es um Flächen und Gebäude in Graz geht. Wird die Stadt Graz einen Sitz im Aufsichtsrat der FH JOANNEUM verlangen? Und gegebenenfalls eine Stammkapitalbeteiligung einfordern, wie dies in diversen Förderungsverträgen vorgesehen ist?

Die Stadt Graz bemüht sich, ein guter Standort für Bildungsinstitutionen zu sein, und Universitäten sowie Hochschulen bestmöglich zu unterstützen und ihnen ein guter Partner zu sein. Selbst Hochschulen (mit) zu betreiben, sehe ich aber nicht als Kernaufgabe der Kommune, da dies den Budgetrahmen sprengen würde.



Vielen Dank für das Interview, sehr geehrte Frau Bürgermeisterin!

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